Der Gang zum Urologen oder zum Andrologen kann für viele Männer mit Kinderwunsch ernüchternd sein. Dann nämlich, wenn sich nach Auswertung des Spermiogramms ergibt, dass die Qualität der Samenzellen vermindert ist, weil die Beweglichkeit, die Zahl oder das Aussehen nicht der Norm entsprechen. Doch da sich bei einer gestörten Produktion der Spermien oft keine Ursachen finden lassen, zucken die Fachärzte bei Fragen zu einer Verbesserung der Samenzellen oft nur ratlos mit den Schultern.
Dabei ist es häufig lediglich ein Nährstoffmangel, der zu der eingeschränkten Spermienqualität führt. So zeigen mehrere Studien, dass die Aminosäure L-Arginin die Menge der Spermien stark erhöhen kann. Diese semiessentielle Aminosäure, die in geringem Umfang von unserem Organismus selber hergestellt wird, aber während der Wachstumsphasen und in Zeiten von körperlichem Stress (nach Unfällen oder Operationen und während Krankheiten) mit der Nahrung aufgenommen werden muss, ist an vielen Körperfunktionen beteiligt. Die Verbesserung der Spermienqualität ist nur eine hiervon.
Auch Prof. Frank Sommer von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf empfiehlt Arginin zur Erhöhung der Fruchtbarkeit. „Sie ist sehr wichtig für viele Prozesse in Hoden und Penis und kann positiv auf Dynamik und Fitness der Spermien wirken“, so der Mediziner des Instituts für Männergesundheit.
L-Arginin ist für die Bildung der Spermien essentiell
L-Arginin (Summenformel C6H14N4O2) enthält viel Stickstoff, so dass es im Körper als Speicher dieses Elements dient. Außerdem bilden unsere Zellen aus Arginin die organische Spermin. Diese liegt in der Spermienflüssigkeit in besonders hoher Konzentration vor. Spermin, das dem Sperma seinen typischen Geruch verleiht, ist nötig, um die Erbsubstanz (DNA) der Spermien zu stabilisieren. Außerdem sorgt es für die Beweglichkeit der Samenzellen. Aber auch bei der Zellteilung hat Spermin wichtige Funktionen.
L-Arginin ist darüber hinaus die Vorstufe des Neurotransmitters Stickstoffmonoxid (NO). Dieses winzige biologisch wirksame Molekül ist an vielen Stoffwechselprozessen in fast allen Lebewesen beteiligt. So sorgt es für eine Gefäßerweiterung und arbeitet gleichzeitig als rasch wirkender Botenstoff. Stickstoffmonoxid hilft hierdurch dabei, alle Organe – auch die Hoden als Produktionsorte der Spermien – ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9398731). Möglicherweise hat Stickstoffmonoxid darüber hinaus aber noch andere weitreichende Bedeutungen bei der Bildung der männlichen Keimzellen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9622410).
Nutzen von L-Arginin auf Fruchtbarkeit wissenschaftlich belegt
Mehrere Studien beweisen, dass sich L-Arginin positiv auf die männliche Fruchtbarkeit auswirkt. Bereits in den 1970er Jahren konnten Forscher zeigen, dass die Gabe von L-Arginin eine verminderte Spermienmenge im Ejakulat erhöhen kann (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/4803052).
Ein türkisches Forscherteam gab 15 Patienten mit verminderten Spermienanzahl oder -beweglichkeit drei Monate lang ebenfalls ein hoch dosiertes Arginin-Präparat. Nicht nur die Spermienqualität ließ sich hierdurch verbessern, auch zeugten drei der Probanden (20 Prozent) mithilfe dieser Therapie Kinder (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7591579).
Darüber hinaus konnten italienische Wissenschaftler zeigen, dass sich die eingeschränkte Spermienbeweglichkeit bei ihren 90 Teilnehmern nach einer Therapie signifikant gegenüber der Kontrollgruppe verbesserte. Die Beteiligten erhielten ein Kombinationspräparat aus Arginin, Carnitin, Acetylcarnitin und Ginseng, denn frühere Untersuchungen hatten darauf hingedeutet, dass all diese Substanzen sich positiv auf die männliche Fruchtbarkeit auswirken (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20940690).
Diese positiven Eigenschaften von L-Arginin auf die Spermiengesundheit werden durch zahlreiche Untersuchungen an Tieren bestätigt. So konnte beispielsweise an Ziegen gezeigt werden, dass die Aminosäure auch die Bildung der Samenzellen aktiviert (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9726954).
L-Arginin in der Nahrung
Obwohl Arginin in den meisten Lebensmitteln vorkommt, können viele Menschen die Aminosäure aus der Nahrung nur unzureichend enzymatisch verwerten. Einen sehr hohen Anteil an L-Arginin weisen beispielsweise Nüsse, Fleisch, Fisch und Vollkornprodukte auf. Zur Verbesserung der Fruchtbarkeit empfehlen Fachleute die Zufuhr von etwa drei bis fünf Gramm täglich. Dies ist am effektivsten über hochwertige Nahrungsergänzungsmittel zu erreichen. Da es etwa zehn Wochen bis zur Bildung neuer Spermien dauert, zeigen sich Verbesserungen aber oft erst nach einigen Monaten regelmäßiger Einnahme.
Nebenwirkungen von L-Arginin
L-Arginin kommt in der Medizin bei Notfallbehandlungen, etwa zur Gefäßerweiterung nach einem Herzinfarkt, in sehr hoher Dosierung zum Einsatz. Daher weiß man, dass selbst 15 Gramm nur geringe bis keine negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben. Es kommt in der Folge teilweise zu Durchfällen, Übelkeit und Magenverstimmungen. Bei einer Einnahme von fünf Gramm täglich werden hingegen keine Nebenwirkungen beobachtet.
Erektionsprobleme beheben mit L-Arginin
Da Arginin gefäßerweiternd wirkt, stellten Mediziner bei ihren männlichen Herzpatienten, denen sie die Präparate verabreichten, als „positive Nebenwirkung“ eine Steigerung der Libido und der Erektionsfähigkeit fest. Heute gilt L-Arginin daher als natürliches und sanftes Potenzmittel, das bei regelmäßiger Einnahme sehr gut Erektionsstörungen beheben kann (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12851125).
Sollten bei Ihnen Potenzprobleme die Ursache für eine ungewollte Kinderlosigkeit sein, so profitieren Sie von L-Arginin also gleich dreifach. Sie verbessern Ihre Erektionsfähigkeit, die Spermienqualität und die Durchblutung Ihrer Geschlechtsorgane – und steigern damit Ihre Fruchtbarkeit.
L-Arginin auch für andere Körperfunktionen wichtig
L-Arginin steigert nicht nur die Fruchtbarkeit des Mannes, darüber hinaus wurden viele weitere positive Eigenschaften auf unsere Körperfunktionen in Fachpublikationen beschrieben:
- Es erweitert die Gefäße und beugt so möglicherweise Arteriosklerose und anderen Herzkreislauferkrankungen vor.
- Die gefäßerweiternde Wirkung von Arginin sorgt außerdem dafür, dass Sauerstoff und Nährstoffe effektiv zu den Zielzellen gelangen. Hierdurch verbessert es die Funktion aller Organe.
- In hohen Dosen regt Arginin die Ausschüttung des Wachstumshormons an. Dies nutzen manche Sportler zum gezielten Muskelaufbau.
- Arginin stimuliert die Ausschüttung von Insulin und reguliert so den Blutzuckerspiegel.
- Die Aminosäure stimuliert das Immunsystem, indem es die Produktion der weißen Blutkörperchen anregt.
- Arginin beschleunigt die Wundheilung.
- Arginin unterstützt die Entgiftung über die Leber.
- Möglicherweise hemmt Arginin das Tumorwachstum.