Mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit beim Mann
In etwa der Hälfte aller Fälle lässt sich ein unerfüllter Kinderwunsch auf eine verminderte Fruchtbarkeit des Mannes zurückführen. Anhand eines Spermiogramms erkennen Mediziner, ob die Anzahl, die Beweglichkeit und die Form der Samenzellen der Norm entsprechen. Doch die tatsächliche Ursache einer Unfruchtbarkeit lässt sich hierdurch nicht erschließen. Daher werden Männer recht häufig mit der Diagnose „unfruchtbar“ entlassen, ohne die genauen Gründe hierfür zu finden.
Verminderte Spermienproduktion
Ist die Anzahl der Samenzellen im Ejakulat vermindert, so spricht man von einer Oligozoospermie. Aber auch eine eingeschränkte Beweglichkeit oder eine veränderte Form der Samenzellen verringern die Fruchtbarkeit. Das völlige Fehlen von Keimzellen bezeichnet man als Azoospermie. Hier kann die Einnahme von L-Arginin durchaus eine Vervierfachung der Spermien mit guter Beweglichkeit bewirken.
OAT-Syndrom
Das OAT-Syndrom (Oligo-Astheno-Teratozoospermie-Syndrom) ist kein eigentliches Krankheitsbild, sondern beschreibt lediglich, dass sich im Ejakulat zu wenige, zu unbewegliche und verformte Spermien befinden. Denn häufig treten alle drei Faktoren, die die Fruchtbarkeit einschränken, gemeinsam auf. Alle Erkrankungen, die die Spermienbildung oder deren Transport betreffen, können zu einem OAT-Syndrom führen.
Lebensstil
Die Spermatogenese ist ein sehr komplexer Vorgang, der nicht nur von der Bereitstellung verschiedenster Nährstoffe, sondern ebenso von der optimalen Temperatur abhängig ist. Bereits das Fehlen bestimmter Aminosäuren oder häufiges Saunieren können die Spermienproduktion empfindlich stören. Eine gesunde Lebensführung kann die Spermienqualität daher oft ebenso verbessern wie der Verzicht auf Sauna, Whirlpool oder Sitzheizung im Auto. Auch beheizbare Wasserbetten und elektrische Wärmedecken beeinflussen die Spermienqualität negativ.
Die Hoden sind so aufgebaut, dass sie sich normalerweise hervorragend an veränderte Temperaturbedingungen anpassen können. Ist es kalt, ziehen sie sich nah an den Körper heran, wird es zu warm, so wandern sie weiter weg. Daher können möglicherweise auch zu enge Hosen die Spermienproduktion stören. Schließlich haben die Hoden dort keinen Bewegungsfreiraum, um bei Hitze genügend Abstand vom Körper zu bekommen.
Genussmittel und Umweltgifte
Giftige Chemikalien, angereicherte Schwermetalle und hormonähnliche Wirkstoffe können die Entwicklung der Spermien genauso beeinträchtigen wie starkes Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum. Zwar kann man sich vielen Umweltgiften kaum entziehen, doch ist es sinnvoll den Nikotinkonsum und das Trinken bei einem Kinderwunsch stark einzuschränken. Auch sind frische regionale Lebensmittel meist weniger stark mit Umweltgiften belastet als andere. Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr immer gründlich gereinigt werden.
Hormonelle Störungen
Zwei Hormone, die bei der Entwicklung der Samenzellen eine übergeordnete Rolle spielen, sind das FSH (Follikelstimulierende Hormon) der Hirnanhangdrüse und das männliche Sexualhormon Testosteron, das unter anderem in den Hoden produziert wird. Wird das komplexe Gleichgewicht gestört, so kann es zu einer Unfruchtbarkeit kommen. Neben genetischen Faktoren, Entzündungen oder Tumoren kann die hormonelle Störung auch durch Giftstoffe oder eine falsche Ernährung ausgelöst werden.
Chemotherapeutika und andere Medikamente
Medikamente, die zur Behandlung bösartiger Tumoren eigesetzt werden, führen manchmal zu einer Einschränkung der Spermienproduktion. Es ist kaum vorauszusagen, ob sich das Gewebe nach der Therapie erholen wird oder die Unfruchtbarkeit dauerhaft bestehen bleibt. Daher raten Fachleute den betroffenen Männern, selbst wenn aktuell kein Kinderwunsch besteht, Spermien für den Bedarfsfall einzufrieren.
Müssen Antibiotika oder Antihistaminika über einen längeren Zeitraum eingenommen, so kann die Spermienproduktion stark abnehmen. Auch Anabolika, die das Muskelwachstum anregen, sind bekannt dafür, sich negativ auf die männliche Fruchtbarkeit auszuwirken. Einige Monate nach Absetzen der beschriebenen Medikamente normalisiert sich die Spermienanzahl aber wieder.
Viele illegale Drogen schränken erwiesenermaßen ebenfalls die Fertilität ein.
Hodenhochstand
Eine häufige Ursache für eine verminderte Spermienproduktion ist ein angeborener Hodenhochstand. Normalerweise wandern die Hoden bis zur Geburt aus dem Bauchraum in den Hodensack. Doch manchmal verbleiben sie in der Leiste beziehungsweise sogar im Bauchraum. Da die Idealtemperatur für die Spermienproduktion allerdings bei etwa 32 bis 36 °C liegt, ist es im Körper für die Samen viel zu warm. Heute werden die meisten Jungen mit einem Hodenhochstand bereits in ihrem ersten Lebensjahr hormonell behandelt oder operiert, um eine spätere Unfruchtbarkeit zu verhindern.
Hodenkrampfader
Eine Hodenkrampfader scheint die Temperatur am Ort der Spermienproduktion ebenfalls so stark zu erhöhen, dass die Entwicklung der Keimzellen nicht optimal verlaufen kann. In der auch als Varikozele bezeichneten verdickten Ader staut sich das warme Blut, wodurch sich der Hoden erwärmt. Die Abflussstörung kann außerdem eine ungenügende Durchblutung des Hodengewebes zur Folge haben, was sich ebenfalls negativ auf die Entwicklung der Spermien auswirken kann. Eine Hodenkrampfader wird meist erst bei der Sterilitätsbehandlung entdeckt, da sie nur in sehr seltenen Fällen zu Schmerzen führt. Ob die Entfernung der Varikozele die Fruchtbarkeit deutlich verbessert, ist unter Urologen umstritten.
Mumps
Eine Mumpserkrankung nach Beginn der Pubertät kann eine Entzündung des Hodengewebes hervorrufen. Diese wiederum führt in seltenen Fällen zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit, da nur noch sehr wenige oder gar keine Spermien mehr gebildet werden.
Sertoli-Cell-Only-Syndrom
Beim Sertoli-Cell-Only-Syndrom liegt im Hoden lediglich Stützgewebe vor, während die Zellen, die für die Bildung der Spermien nötig sind, fehlen. Bisher ist die Ursache dieser angeborenen Erkrankung nicht bekannt. Entsprechend lässt sie sich nicht therapeutisch behandeln. Manchmal finden sich im Hodengewebe noch einzelne Bereiche, in denen Keimzellen produziert werden, doch sehr häufig liegt eine Azoospermie vor.
Genetische Ursachen
Genetische Defekte können in seltenen Fällen dazu führen, dass die Spermienproduktion vermindert ist. Dabei kann der Mann selber völlig gesund sein und keinerlei Auffälligkeiten zeigen. Eine häufige erblich bedingte Erkrankung, bei der die Entwicklung der Keimzellen betroffen ist, ist das Klinefelter-Syndrom. Die Betroffenen besitzen – zusätzlich zu ihrem Y-Chromosom – zwei X-Chromosomen.
Normalweise sind die Zellen des Mannes lediglich mit einem X-Chromosom ausgestattet. Ein vollständiges Fehlen von Samenzellen ist häufig. Die Spermienqualität lässt sich in diesen Fällen auch therapeutisch nicht verbessern.
Verletzungen des Hodens
Natürlich können auch Verletzungen des Hodengewebes, etwa durch Unfälle oder Operationen, dazu führen, dass die Produktion der Spermien eingestellt oder stark minimiert wird. Hier können eine Unfruchtbarkeit beziehungsweise eine eingeschränkte Fruchtbarkeit die Folge sein.
Übergewicht
Ein starkes Übergewicht kann die Spermienproduktion stark einschränken. Zwar ist die genaue Wirkung noch nicht ganz klar, doch zeigt sich bei der Untersuchung der Spermien immer wieder, dass die Samenzellen übergewichtiger Männer häufiger stark deformiert sind als bei anderen.
Eine Gewichtsreduktion führt oft dazu, dass sich die Spermienqualität deutlich verbessert.
Spermientransport
Die Spermien gelangen von ihrem Produktionsort, den Nebenhoden, über den Samenleiter nach außen. Ist dieser Weg blockiert oder nicht vorhanden, so finden sich keine oder wenige Spermien im Ejakulat, so dass die Fruchtbarkeit gestört ist. Auch dies wird anhand eines Spermiogramms deutlich.
Entzündungen
Chlamydieninfektionen und andere bakterielle Entzündungen können zu einer Verklebung der winzigen Kanäle im Nebenhoden und damit zu einem Verschluss führen. Sind beide Nebenhoden betroffen, so zeigen sich im Spermiogramm keine bis sehr wenige Samenzellen. Ist hingegen nur ein Nebenhoden verschlossen, so ist die Zeugungsfähigkeit zwar eingeschränkt, eine Schwangerschaft ist aber dennoch auf natürlichem Wege möglich.
Bakterielle Entzündungen können nicht nur den Transport der Samenzellen behindern, sondern sich auch negativ auf die Funktion der Spermien auswirken. Oft ist hierdurch die Beweglichkeit der Keimzellen beeinträchtigt. Finden sich bei der mikroskopischen Untersuchung sehr viele weiße Blutkörperchen im Ejakulat, so weist dies auf eine akute Entzündung hin.
Fehlen des Samenleiters
Bei der Erbkrankheit CBAVD (Kongenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens) wird in der Embryonalentwicklung der Samenleiter nicht gebildet, während die Spermienproduktion nicht betroffen ist. Oft hängt die Erkrankung mit einer Mukoviszidose zusammen. Doch auch abgeschwächte Formen, bei denen die Betroffenen sonst keine Beschwerden zeigen, sind möglich. Bei einer Kinderwunschbehandlung sollte das Risiko, die Krankheit an die Nachkommen zu übertragen, berücksichtigt werden.
Ejakulationsstörungen
Selbst wenn die Samenwege völlig intakt sind, kann es bei bestimmten Krankheiten dazu kommen, dass die Spermien in die Blase statt in die Harnröhre gespült werden. Dieses Phänomen, bei dem im Spermiogramm keine oder nur wenige Samenzellen nachgewiesen werden können, wird als Retrograde Ejakulation bezeichnet. Die Retrograde Ejakulation kann durch Erkrankungen, wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Querschnittslähmung, ausgelöst werden. Ebenso ist es möglich, dass bei Operationen die Nerven in dieser Region beschädigt wurden. Aber auch eine angeborene Fehlfunktion des inneren Blasenschließmuskels oder bestimmte Medikamente können die Retrograde Ejakulation zur Folge haben.
Es gibt aber auch Männer, die keinen Samenerguss herbeiführen können, obwohl bei ihnen ein Orgasmus möglich ist. Dies kann ebenfalls durch Erkrankungen, Unfälle oder Operationen, bei denen die Nerven beschädigt wurden, ausgelöst werden.
Spermien-Antikörper
Normalerweise bildet der eigene Organismus Antikörper gegen Fremdstoffe und Krankheitserreger, um diese gezielt zu bekämpfen. Doch in seltenen Fällen kann das Immunsystem eines Mannes auch gegen die eigenen Spermien Antikörper produzieren. Dies kann nur dann passieren, wenn die Samenzellen durch Entzündungen oder Verletzungen in Kontakt mit dem Blut kommen. Im Ejakulat finden sich zwar viele gut bewegliche Spermien, doch verklumpen diese mit der Zeit miteinander, so dass nur wenige überhaupt bis zur Eizelle gelangen.
Werden im Blut Antikörper gegen Spermien nachgewiesen, sagt dies nichts über eine mögliche Unfruchtbarkeit aus, da diese normalerweise nicht mit den Spermien in Kontakt kommen. Lediglich wenn die Spermien-Antikörper auch in der Samenflüssigkeit vorhanden sind, dann schränken sie die männliche Fruchtbarkeit ein.
Erektile Dysfunktion
Auch Potenzprobleme können als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch in Frage kommen. Die Unfähigkeit, eine Erektion herbeizuführen, kann sowohl psychische als auch physische Gründe haben. So gelten Erkrankungen des Nervensystems, aber auch Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck und hormonelle Beschwerden als mögliche Auslöser für eine Erektile Dysfunktion.
Eine erektily Dysfunktion lässt sich in vielen Fällen durch Aminosäure-Produkte behandeln. So sind in der Apotheke hochdosierte L-Arginin-haltige Präparate erhältlich. Damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn, so haben es mehrere Studien nachgewiesen, die Spermienqualität und Menge der Spermien wird sich ebenfalls durch die Einnahme von L-Arginin Produkten verbessern.
Globozoospermie
Bei dieser angeborenen Erkrankung fehlt den Samenzellen das Akrosom, das wichtige Substanzen zum Durchdringen der Eizelle enthält. Trotz ausreichender Anzahl an Samenzellen wird eine Befruchtung unmöglich.